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Offenes Denkmal 2017

Die Museumsfreunde hatten eingeladen zum Tag des offenen Denkmals Im Mittelpunkt stand die Alte Kapelle beim Rathaus

Chorspitze in der Alten Kapelle, der ersten Kirche der neuen Pfarrei „Maria Himmelfahrt" Mülheim mit Altartisch (links) und Sakrarium (rechts)Immerhin: mehr als 30 Personen besuchten die Führungen in der Alten Kapelle am vergangenen Tag des offenen Denkmals und es waren Gäste dabei, die aus Kaiserslautern, dem Bergischen Land, dem Westerwald und natürlich aus Mülheim-Kärlich kamen. Eine Besucherin meinte sogar: „Ich wohne schon 50 Jahre in der Nähe des Rathauses der Stadt und war noch nie in der Chorspitze der Alten Kapelle“. In der Tat hat die Chorspitze der Kapelle einiges zu bieten. Der alte Altartisch, gebaut aus Backsteinen, ist noch vorhanden und weist die Stelle aus, in der die Weiheplatte aus schwarzem Marmor mit der Reliquie eingemauert war. Auch das Maßwerk eines doppelten Sakrarium, eine in der katholischen Kirche übliche Nische in der Wand neben dem Altar, in das z. B. geweihtes Wasser entsorgt wurde, ist noch vorhanden. Interessant sind auch die Bodenfliesen in der Chorspitze, von denen es ungeviertelte Exemplare schon im 13. Jahrhundert im Freiburger Raum nachgewiesen wurden. Bei den Führungen wurde auf die Entstehungsgeschichte der Alten Kapelle aus dem Jahre 1313 eingegangen, die somit das älteste Bauwerk in der Stadt ist. Auch die Nutzung der Kapelle als Gotteshaus der Mutterpfarrei Kärlich, ihre spätere Bedeutung als erste Pfarrkirche der im Jahre 1887 neu geschaffenen Pfarrei „Maria Himmelfahrt Mülheim“ und die noch verbliebenen Erinnerungsstücke aus der Kapelle, wie das Altarbild und das Flachrelief der Maria mit Jesus auf der Mondsichel und dem Strahlenkranz wurden vorgestellt. An die Zeit, als neben der Kapelle ein drittes Schulgebäude von Mülheim, das heutige Rathaus als „Kapellenschule“ in Betrieb war, erinnerte sich Anton Mohrs als Zeitzeuge, der 1937 etwa vier Wochen noch diese Schule besucht hat, bevor der Schulunterricht in der Neuen Schule in der Mülheimer Annastraße aufgenommen wurde.

Foto: Oswald Senner

Das "Stadtjournal" Mülheim-Kärlich hat in der Ausgabe Oktober 2017 im Zusammenhang mit dem Tag des offenen Denkmals einen Artikel von Lothar Spurzem veröffentlich, der hier heruntergeladen werden kann.

Weitere ausführliche Information in Wikipedia:

"Mülleme Platt em Paul-Gerhardt-Haus"

PlakatDer "Offene Treff" der evangelischen Kirchengemeinde Mülheim und die Mundartgruppe "Brennessel" mit Hans Baulig und Herbert Anheier veranstalteten am 4. November einen gut besuchten Liederabend unter dem Motto: "Gude, on? - Am leefste good!" mit alten und neuen Liedern über Menschliches und allzu Menschliches.

Offenes Denkmal 2018

Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018 Im Mittelpunkt stand die Kapelle "Am Guten Mann"

Kapelle am Guten Mann zog viele Besucher an

Kapelle Am Guten MannJust am 9. September 2018, als 30 Jahre zuvor das neben der Kapelle am Guten Mann stehende Kernkraftwerk vom Netz gehen musste, trafen sich mehr als 80 Besucher auf Einladung der Mülheim-Kärlicher Museumsfreunde an diesem historischen Ort. Historisch ist der Ort aus verschiedenen Perspektiven, so der Vorsitzende Oswald Senner. Beim Ausbruch des Laacher Seevulkans vor rund 12.900 Jahren stand das ganze Neuwieder Becken buchstäblich unter Wasser, weil glühend-heißer Tuff das Brohltal ausfüllte und dieser bei der Mündung des Brohlbaches im Rhein einen Damm bildete, der einen gewaltigen Rückstau des Rheins verursachte. Nach dem Tuff spuckte der Vulkan den Bims aus, der als Schwemmstein die Wasseroberfläche bedeckte. Bilder der Wingerts-Bergwand demonstrierten seinen Vortrag. Eine weitere Besonderheit spielte sich in der Nähe des heutigen Standortes der Kapelle vor rund 5.000 Jahren ab, als hier zwischen zwei Altarmen der Rheins die damaligen Bewohner, geschützt zwischen dem Flussbett des Rheins und den Altarmes ein Erdwerk errichteten. 10.000 Menschen sollen angeblich im „Erdwerk Urmitz“ gelebt haben, das landeinwärts durch Wassergräben, Wällen und Palisaden, so Fotos und Berichte wissenschaftlicher Ausgrabungen aus dem Jahr 1900.
 
Auch die Römer spielten im Gebiet um die heutige Kapelle eine bedeutende Rolle. Gaius Julius Cäsar lagerte mit seinen Soldaten in der Gegend und baute zweimal, nämlich 55 und 53 vor Christus, eine Brücke über den Rhein, um die Germanen auf der anderen Rheinseite einzuschüchtern. In der Gemarkung „Am guten Mann“, in der heute das Weißenthurmer Industriegebiet in der Hafenstraße liegt, existierte zur Römerzeit ein römisches Dorf mit einem Töpferzentrum, das mit dem ortsansässigen blauen Ton Keramikwaren produzierte und einen schwunghaften Handel trieb, wie durch Funde nachgewiesen werden konnte. Rund 10 römische Brennöfen, die teils noch voll bestückt waren, wurden bei Ausgrabungsarbeiten 1974/75 freigelegt. Viele Keramikprodukte konnten durch den Hobbyarchäologen Karl-Heinz Urmersbach aus Weißenthurm gerettet werden und befinden sich heute im Mülheim-Kärlicher Stadtmuseum. Auch ein Putzstück mit dem Gesicht eines Römers und das Bild eines Medusenkopfes auf einer Keramikscherbe konnten der Nachwelt erhalten bleiben.
 
Im Bericht über den historischen Platz der Kapelle, der immer zu Kärlich gehörte, informierte Lothar Spurzem, dass bereits im Jahr 1162 hier ein Siechenhaus urkundlich nachgewiesen ist, in dem Leprakranke von Karthäuser Mönchen aus Koblenz betreut und gepflegt wurden. Die Kranken durften sich wegen ihrer ansteckenden Erkrankung nur bis an eine bestimmte Grenze von Kärlich, das war der Bildstock „Am Job“ in der Rheinstraße, nähern und mussten sich mit Holzklappern und dem Ruf „Guter Mann“ bemerkbar machen, wenn sie um Lebensmittel baten. Erstmals, so Lothar Spurzem, ist im Jahre 1389 eine Kapelle urkundlich nachgewiesen. Zeitweise sollen 1.700 Leprakranken in Häusern um die Kapelle gewohnt haben. Wie der geschichtlich motivierte Kärlicher Pastor Josef Schmitt in einer Broschüre über die Kapelle festgestellt hat, existierte an gleicher Stelle 1747 auch eine größere Kapelle mit drei Altären.
 
„Typisch Lassaulx“ stellt sich die heutige Kapelle dar, die nach Plänen des preußischen Koblenzer Bezirksbaumeisters Johann Claudius von Lassaulx im Jahr 1838 gebaut wurde. Typisch sind die schwarz/weisen Steinmaterialien aus der näheren Umgebung, die Rundbögen, die Lisenen und die Rundfenster. Die Besucher konnten sich auch von der Wirkung der von Pastor Josef Schmitt und seiner Haushälterin Christine gestifteten Rundfenster überzeugen, die auf der einen Seite einen Einsiedler mit einer Laterne und auf der anderen Seite einen Krankenpfleger mit einem Leprakranken abbilden.
 
Abschließend lud der Vorsitzende der Museumsfreunde die Besucher in das Stadtmuseum Mülheim-Kärlich ein, um die gesammelten Erkenntnisse zu vertiefen.

[ weiteren Infos zum Guten Mann ]

Realschule Plus an der Römervilla

Realschule plus an der Römervilla Mülheim-Kärlich

Woher haben wir diesen Namen?

Fünf Schüler und eine Schülerin aus den 6./7. Klassen der Realschule plus Mülheim-Kärlich erklärten sich bereit, dieser Frage  nachzugehen. Anlässlich ihres Elternsprechtages bereiteten sie zusammen mit dem Vorsitzenden der Museumsfreunde Mülheim-Kärlich, Oswald Senner, und Lehrer Franz-Josef Baulig eine Ausstellung vor. Sie plakatierten anschaulich Funde der Römervilla, die z.T. aus den Überresten der Römervilla im Industriegebiet und der römischen Töpfereien in der Nähe vom „Guten Mann“ gefunden wurden.

Leon Conrad, Leon Dreher und Nico Ihrlich aus der Klasse 6b von Frau Spranz und Frau Wilberg betreuten am Elternsprechtag die Ausstellung in der Außenstelle der Realschule plus in Weißenthurm. In Mülheim-Kärlich waren Leon Kuppert, Mike Lamp und Lars Pohl (alle 7a) aus der Klasse von Frau Henrichs bereit, auf Fragen der Schüler und Eltern Antworten zu geben. Um auch einen anschaulichen Eindruck von den Überresten der Römervilla zu bekommen, besuchten die Schüler/in zusammen mit ihren Betreuern die Römervilla am Depot, die erst rein zufällig 1983 beim Bimsabbau gefunden wurde. Man kann sich aber heute nur noch anhand der Grundmauern einen ersten Eindruck von der Römervilla machen, wie sie in erster Linie aufgeteilt und genutzt wurde.
Flächenmäßig war sie  ca. 70 x 35 Meter groß. Einzelne Gebäudeteile umschlossen einen kleinen Innenhof, der später wohl überbaut wurde. Die Villa besaß die üblichen technischen Einrichtungen römischer Zivilisation, die für den damaligen Lebensstandard allgemein gültig waren, wie Wasserversorgung, Fußbodenheizung (Hypokausen), Badeanlage (Thermen) u.a.

Das mit Ziegeln gedeckte Haus war verputzt, außen hell getünscht und mit dunkelrotem Sockelanstrich versehen. Die Innenräume trugen bunte Bemalung mit pflanzlichen Ornamenten und Motiven aus der Tier- und Sagenwelt. In diesen Römer-Villen, von denen es in der Gemarkung von Mülheim-Kärlich mindestens 8 gab, wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben, um u.a. die Römischen Soldaten zu versorgen, die linksrheinisch das Gebiet vor den Germanen schützten, die auf der

anderen Seite des Rheins wohnten. Um die Gefahren durch die Germanen einzudämmen, ließ der Römische Feldherr Cäsar im Jahre 55 v.Chr. wahrscheinlich bei Urmitz in 14 Tagen eine Brücke aus Holz bauen. Nachdem er die Germanen in ihre Wälder zurückgetrieben hatte, wurde die Brücke wieder abgerissen. Um sich von der Brücke ein genaues Bild zu machen, kann man im Stadtmuseum Mülheim-Kärlich ein sehr schönes Modell davon besichtigen. Dementsprechend unternahmen die Schüler/in auch mit ihren Betreuern dort einen weiteren Besuch und wurden von Herrn Henrichs, Museumsleiter des Stadtmuseums, durch die Römische Ausstellung geführt. Neben einer Römerbrücke konnte sie ein sehr schönes Modell der Römervilla besichtigen. Auch Tongefäße, die in der Nähe vom „Guten Mann“ mit Brennöfen hergestellt und z.T. bemalt wurden, Römischer Schmuck und Römische Münzen konnten bestaunt werden.

Als Abschluss ihrer Besichtigung nahmen die Schüler im Schulmuseum Platz und konnten Schreibgeräte vergangener Zeit aus probieren.
Die Museumsleitung würde sich freuen, wenn zukünftig noch mehr Lehrer mit ihren Schülern bzw. Eltern mit ihren Kindern das sehr schön ausgestattete Stadtmuseum  bei freiem Eintritt besichtigen würden (sonntags 15.00 – 17.00 Uhr und nach Vereinbahrung: Museumsleiter Winfried Henrichs cwhenrichs[at]t-online.de, Telefon: 02630 2642 oder oswald.senner[at]t-online.de, Telefon: 02630 4789).

 

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Mülheim-Kärlich - lebenswere Stadt